Klassische Schwarz - Weiss - Fotografie
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R o l a n d K ö h l e r - F o t o j o u r n a l i s t
Alle Fotos & Texte Copyright Roland Köhler.
Die Fotos weichen in der Qualität auf Grund der kleinen Datenmengen stark vom Original ab.
Essay Digital- Fotografie und ihre Auswirkung
Warum dieser Essay?
umgeben von Kommunikation, die sich nicht artikulieren kann („so muss Technik“), fotografierenden Hausfrauen mit Profi – Internetauftritt, der unsäglichen Monokultur immer gleicher Bildästhetik, ist es schon einmal die Mühe wert die Quellen der Inspiration von Herrn und Frau Jedermann zu suchen.
Konsum als Abgrenzung
Entwicklungsgeschichtlich lebten wir in kleinen überschaubaren Horden, heute in einer Massengesellschaft. Industrie und Werbewirtschaft erschufen einen neuen Wirtschaftskreislauf und den „Konsumenten“. Die Überbefriedigung (Morris) -Jeder-Mann–und-Frau- präsentiert sich gern öffentlich. Um sich abzugrenzen definiert man sich über Statussymbole, wie die in Besitz gebrachte Technik, Digitalkameras, Autos oder Klamotten. Konsumwünsche generiert in der Endlosschleife der Marketingindustrie. Desmond Morris: "Der Menschen-Zoo".
Religionsersatz oder Massenphänomen
Ein Ruf schallt durch die Medienwelt, die Großmagier der Werbeindustrie verkünden die Geburt einer neuen Generation von bunten Glasperlen für Neuzeitindianer. Getrieben vom Wunsch zu besitzen, stürmen wilde Horden und sammeln sich in Endlosschlangen vor den neuen Tempeln der Lust. Im Konsumtempel durch freikaufen erlöst, für Tage und Stunden aus dem Alltag katapultiert, huldigen sie ihren Götzen aus Chrom und Plastik. Kaum einen interessieren die Folgen seines Handelns auf der anderen Seite des Planeten. Auf der Suche nach einem kuschligen Platz im Chaos der täglichen Überforderung verspricht die Werbung dem Getriebenen alles. Die warme Jacke der Illusion das Chaos um einen herum mit einem Stück Technik zu beherrschen und Teil einer elitären Gemeinschaft zu sein, deren Zugang man sich gerade teuer erkauft hat.
Eigen - Außen - Wahrnehmung
Auch den zwanghaften Drang sich darzustellen gab es schon immer, blieb bis dato aber den Herrschenden, Genies oder charismatischen intelligenten Charmeuren vorbehalten. Als gesellschaftliches Massenphänomen ist er erst ein Produkt der technischen Entwicklungen unser Tage. Solche globalen Entwicklungen sind ein Teil der sozialen Selbstwahrnehmung. Wann bin ich „Ich“ wirklich. Im Social Network verwischen schon die Grenzen zwischen Virtuell und Realität. Das hat wohl auch einen therapeutischen Aspekt. Als Teil einer relevanten Masse kann Ich ja von allen verlassen nicht allein sein. Wobei hier Integration und Diffamierung an selber Stelle stehen können. Auswüchse kulminieren in neuen Branchen, z.B. der privat haushaltlichen Pornoindustrie, da fallen auch die letzen moralischen Hüllen und Schranken. Hier gibt Jedermann und Frau alles um wahrgenommen zu werden.
Aber die neuen Kommunikationssysteme ermöglichen auch, sich zu organisieren und Widerstand zu leisten, siehe Arabischen Frühling.
Digital-Fotografie - und ihre Auswirkung
Das moderne Foto entsteht über bestimmte Eigenschaften der verwendeten Technik. Diese interpretiert über Bildsensor, Software etc. und bestimmt somit den Duktus und definiert damit den möglichen Rahmen der Bildästhetik. Eine Technokratisierung der Fotografie. Die Entzauberung der Emulsion, die ihr Geheimnis solange behielt, bis Film und Foto entwickelt waren. Die dazu gehörenden Tugenden, wie Geduld und Warten, blieben gleich mit auf der Strecke. Die Erinnerung an „Den Moment“ findet jetzt in Echtzeit über das Kameradisplay statt, hier schon das erste mal moralisch verschlissen. Sinnlich und Besinnlichkeit, auch Teile unseres Erinnerungswortschatzes, sind etwas anderes.
Also: Die Eigenschaften moderner Technik bestimmen die veränderte Bildästhetik und Verhaltensmuster ihrer Nutzer mit. Es war schon immer so, dass technische Errungenschaften die Ästhetik verändert haben, aber noch nie so gravierend und schnell (ca. 8-10 Jahre) in der Geschichte, mit ungeheurem Verdrängungspotenzial.
Überästhetisierung, der Zwang zur Perfektion, unterstützt durch das technisch Machbare, ist eine Folgeerscheinung überpräsenter veränderter ästhetischer Wahrnehmung.
Psychisch nicht gefestigte oder voll entwickelte Persönlichkeiten erfahren Identität durch die Übernahme gängiger Muster, deren Folgen, wie Fett absaugen und Brust OPs oder die Arschgeweihe vergangener Tage, lassen wir hier mal außen vor. Marken und Geltungsbedürfnisse spielen auch eine große Rolle.
Vorbilder in jeder Illustrierten. U.a. digital verfremdete Darstellungen von Schauspielerinnen auf den Titelseiten von TV Magazinen, es sind nie Männer. Immer die gleichen Attribute: lange Haare, tiefes Dekolleté. Gecleant und gepuscht ist deren Wiedererkennungswert gleich Null, sie folgen einer einzigen Bildästhetik. Langweilige uninspirierte Massenware mit Vorbildfunktion und den Eigenschaften von billiger Plastik-Deko in der Schaufensterauslage. Nur noch Accessoires, entindividualisiert und schablonenhaft, weltweit in Millionen Auflagen publiziert.
Dank dem allgegenwärtig ästhetisch gleichgeschalteten medialen Ereignishorizont ergeht es den zu Kleiderständern degradierten Models in der heilen Frauenzeitungs- und Katalogwelt nicht anders. Nicht jede Frau heißt Brigitte, deren geklonte Kopie gibt es weltweit aber Tausendfach. Globale Massenware verwischt regionale Eigenart und schert die Damenwelt weltweit über einem Kamm. Dank rasanter technischer Entwicklungen hallt das Echo der gängigen Werbeästhetik auch durch die letzte Lehmhütte auf diesem Planeten. Herr und Frau Jedermann Digiknipser bedienen ihre Inspiration dann reichlich aus dem unerschöpflichen Reservoir der Langeweile.
Ein omnipräsentes Reise- und Reportagemagazin mit drei Buchstaben bebildert das neue Bild der Erde, oder was die Redaktion eben dafür hält. Nie wirklich sozial engagiert, obwohl man das Mäntelchen pflegt. Die Fotografen erarbeiten ihre überästhetisierten Fotos auch in den ärmsten Regionen der Welt, (das setzt natürlich ein enormes fotografisches Handwerk voraus). Diese Bilder sind so ästhetisch wie beliebig, generierte Träume, wirkt sie wie das Hochglanzmagazin eines Reiseveranstalters, der das Fernweh von Luxus-Reisenden wecken will. Oder als Seelentröster für die daheim Gebliebenen. Mit den vor Ort herrschenden Realitäten hat das aber nicht zu tun. Sozial engagierte Fotografie ist nur noch eine unerwähnenswerte Randerscheinung.
Produktions und Arbeitsbedingungen
Über die ökologischen Folgen kann sich jeder gerne selber informieren.
Die Zeiten ändern sich. Analoge Produkte standen nie unter solchem ökonomischen Druck, denn Qualität hat ihren Preis. „ Billigware“ aus dem Schleuderregal fordert ihren Preis. Ein Heer von Tagelöhnern, die modernen Billigsklaven produzieren in Asien an Endlosfließbändern 10-12 Stunden sieben Tage die Woche, Massenkompatible Spielzeuge der Neuzeit, teilweise unter Lebensbedingungen, die an unsere Massentierhaltung erinnert. Damit sich nicht alle Arbeiterinnen dem Fließband und ihrem tristen Dasein in den Freitod durch den Sturz aus dem Fenster entziehen, werden die Arbeiterschließfächer in Taiyuan (China) konsequent vergittert.
2010 haben hier mindestens 13 Beschäftigte Selbstmord begangen. 2012 kommt es zu Massenschlägereien zwischen 2000 Angestellten und 5000 Polizisten. Ausgelöst durch Streitereien zwischen Arbeitern und Wachpersonal in den Schlafsälen, da sich die Arbeiter diskriminiert fühlten... siehe Foxconn.
Foxconn ist der Weltweit größte Hersteller elektronischer Produkte mit mehr als eine Million Angestellten an 13 Standorten in China. Appel, Sony, Nokia im nordchinesischen Taiyuan, (Apple) 79.000 Beschäftigte. Um das neu iPhone 5 in ausreichenden Mengen zu produzieren fehlten bis zu 200.000 Arbeiter, Studenten wurden für mehrwöchigen Zwangspraktika rekrutiert Am Startwochenende wurden fünf Millionen Apple iPhone 5 (679 €): verkauft, ein Rekord. Doch die Analysten sind nicht zufrieden. Sie erwarten mehr, viel mehr(NBC).
Geoffrey Crothall, Sprecher der in New York ansässigen Arbeitsrechtsorganisation „China Labor Watch“: "In einem Umfeld wie bei Foxconn, wo Arbeiter als Produktionseinheiten behandelt werden - wie Roboter, nicht Menschen -, ist Gewalt manchmal der einzige Ausweg." (Süddeutsche Zeitung)
Canon produziert in Zhongshan, China
Samsung in Tianjin, hier dürfen sich die Arbeiter nicht hinsetzen und müssen bis zu 189 Überstunden leisten.
Panasonic in Zhuhai in Südchina und in-Qingdao
Hauptproduktionsstandorte sind: Taiwan, Thailand, Korea und China